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Geist, Herz & Körper: Ein somatischer Ansatz

Ich arbeite grundsätzlich bedarfsorientiert und passe meine Methode stets den konkreten Anforderungen meiner Klient*innen an. In manchen Situationen und mit Zustimmung der Klient*innen, lade ich Menschen dazu ein, mit einem somatischen (körperbasierten) Umgang mit Konflikten und Kommunikation zu experimentieren. Dieser Ansatz ist von meinen Erfahrungen mit der Achtsamkeitspraxis (mindfulness practice) geprägt. Er zielt darauf ab, gleichzeitig einen offenen Geist, ein aktives Herz und eine aufmerksame körperliche Präsenz zu kultivieren. Dieser Ansatz basiert auf der Annahme, dass Geist, Herz und Körper eine Einheit bilden und dass Konflikte eine somatische Dimension haben (d.h., sie können deutlich im Körper gespürt werden). Diese Dimension wird von unseren Gedanken und Emotionen beeinflusst und umgekehrt beeinflusst sie natürlich auch unsere Gedanken und Emotionen. Das ist der Grund, warum Körperarbeit so nützlich sein kann, wenn es darum geht, das Konfliktverhalten effektiver zu gestalten.

Wenn Menschen sich während eines Konflikts oder angespannten Gesprächs von ihrem Gegenüber “getriggert” fühlen, kann es schnell zu heftigen Reaktionen kommen. Wut, Verurteilung, Anklage, Empörung oder sofortige Beschwichtigung und Rückzug gehören zu den Konfliktmustern, die viele von uns in solchen Momenten wie vorprogrammiert durchleben. Somatische Praktiken wie achtsames Atmen und Gehen, Körperscans und  andere Körperübungen können helfen — insbesondere wenn regelmäßig praktiziert — einen „Keil des Bewusstseins“ (wedge of mindfulness) in diese Konfliktmuster einzufügen.

Dieser Keil des Bewusstseins schafft uns Freiraum, um:

  • wichtige Körpersignale zu spüren, z.B. von Erschöpfung und Überforderung und ggf. eine Pause einzulegen oder anderweitig für uns zu sorgen,
  • unsere Konfliktmuster wahrzunehmen, sie auf ihre Wirksamkeit in Bezug auf unsere Interessen zu überprüfen, und sie möglicherweise durch andere Reaktionen zu ersetzen.

Für Klienten, die ihr Konfliktverhalten mildern und kooperativer gestalten möchten, kann es zudem hilfreich sein, die „Aktivierung des Herzens“ zu üben, d. h., ihre Aufmerksamkeit gezielt auf die Herstellung einer empathischen (“von Herzen kommende”) Verbindung zu sich selbst, zu dem Konflikt und, wenn möglich, zu der anderen Partei zu richten. Das trainiert den „Empathie-Muskel”, bis er so stark wird, dass er eine echte Alternative zu bestehenden Konfliktmustern wie Wut, Empörung oder Anklage bietet.

Konflikt als Chance sehen

Zu meinem Ansatz gehört nicht zuletzt auch das Vertrauen, dass Konflikte nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance darstellen — eine Chance, innezuhalten und zuzuhören, Fragen zu stellen und neugierig zu werden, in unseren Körper hinein zu spüren und unsere Herzen zu erforschen, uns selber besser kennenzulernen und schließlich Wege zu finden, den sich stets verändernden Bedürfnissen der Menschen gerechter zu werden. Diese Chance mit Respekt und Fürsorge wahrzunehmen, weit bevor Konflikte hart eskalieren, ist mein ganz persönlicher Wunsch.